Durch die Corona-Pandemie wird vielen Menschen wieder bewusst, wie wichtig die Arbeit von bisher vernachlässigten Berufsgruppen eigentlich ist. Vor allem Berufe, die im Alltag oft als selbstverständlich hingenommen werden, sind systemrelevant. So wird unser Alltag von Alten- und Krankenpfleger*innen, Reinigungskräften, aber auch Verkäufer*innen, Regalauffüller*innen und vielen mehr aufrecht erhalten. Mit der Serie #WIRSINDSYSTEMRELEVANT wollen wir nicht nur ein Zeichen setzen, sondern uns vor allem bei ALLEN bedanken, die unseren Alltag aufrecht erhalten.
Hassan macht eine dreijährige Ausbildung zum Krankenpfleger im Klinikum Bogenhausen in München. Sein Beruf ist systemrelevant. Unsere Kollegin Sofie hat ihn deshalb gefragt, wie es ihm gerade geht und worüber er sich Gedanken macht.
Sofie: Wie sieht dein Arbeitsalltag in der aktuellen Situation aus? Was gibt es für Schwierigkeiten?
Hassan: Jetzt ist die Corona-Krise ja zum Glück schon weniger schlimm und es gibt Lockerungen. Ich arbeite auf der Station für Neurologie. Es gab einige Patientinnen mit Corona-Verdacht. Deswegen mussten wir sehr strenge Hygiene-Maßnahmen einhalten. Zum Beispiel mussten wir Sicherheits-Anzüge tragen. Für unsere Patientinnen und Patienten war die Situation sehr schwer. Auf unserer Station gibt es viele Menschen mit Demenz. Sie haben nicht verstanden, warum sie keinen Besuch bekommen durften. Wir haben es ihnen immer wieder erklärt. Trotzdem waren sie sehr traurig. Sie wollten ihre Angehörigen sehen. Manche wollten auch ihre Zimmer verlassen, aber das durften sie wegen Corona auch nicht. Das war eine schwierige Zeit für uns.
Sofie: Wie ist die Situation für dich? Hast du Angst vor Corona?
Hassan: Am Anfang hatte ich schon ein bisschen Angst, mich anzustecken, weil auf unserer Station liegen ja auch die Patientinnen und Patienten mit Corona-Verdacht. Aber wir Pflegekräfte wurden alle getestet und niemand hatte das Virus. Das war sehr beruhigend. Jetzt gibt es immer weniger Menschen mit Corona-Verdacht. Wir sind jetzt alle entspannter. Privat hat sich für mich nicht so viel geändert. Ich bin weiter in die Arbeit gegangen. Aber die Berufsschule ist einen Monat lang ausgefallen. Jetzt gehe ich aber wieder in die Berufsschule. Natürlich mit kleinen Klassen und viel Abstand.
Sofie: Endlich gibt es Lockerungen. Worüber freust du dich am meisten?
Hassan: Am meisten freut mich, dass die Patientinnen und Patienten auf meiner Station wieder Besuch bekommen dürfen. Sie sind viel ruhiger und freuen sich sehr, wenn die Angehörigen zu Besuch kommen. Kontakt zu Angehörigen ist sehr wichtig für sie. Damit haben auch wir Pflegerinnen und Pfleger viel weniger Stress.
Sofie: Was denkst du, was wird sich ändern nach der Corona-Krise?
Hassan: Ich denke, die Menschen werden mehr auf Hygiene achten. Ich finde das gut und wichtig. In der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der U Bahn kann man sich mit vielen Krankheiten anstecken. Nicht nur mit Corona.
Sofie: Was wünschst du dir für die Zukunft?
Hassan: Ich wünsche mir, dass die Politikerinnen und Politiker verstehen, dass nicht nur der technische Fortschritt wichtig ist. Sondern auch, dass es den Menschen gut geht, die arm, alt oder krank sind. Es ist wichtig, dass wir uns um alle Menschen kümmern, die Hilfe brauchen!